Willingshäuser Bilder in Tuschefarben – Das Dorf als Leinwand Vol. 2

Erika Schäfer von der Initiative Jugend-Kunstschule und Workshopleiter Jan Luke bei der Vorstellung von Ergebnissen in der Kulturscheune Willingshausen. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

09-10-2023 | Zum zweiten Malwochenende der Workshopreihe „Das Dorf als Leinwand“ hat der Marburger Künstler Jan Luke das kreative Arbeiten mit farbiger Tusche vorbereitet und damit die Beteiligten ebenso überrascht wie zunehmend begeistert. Am Freitagnachmittag gab es in der Mal-Scheune von Kerstin Schäfer in der Carl-Bantzer-Straße zunächst eine Übungseinheit, bei der zahlreiche spannende Skizzenblätter entstanden sind. Am Samstag, 7. Oktober, wurde ganztags eine weiß grundierte Tischlerplatte mit Tusche in den drei Grundfarben gestaltet mit dem überraschenden Ergebnis zweiter großer kreisförmiger Bilder in farblich und in Motiven konstrastierenden Darstellungen.

Die Trägerplatte als Tisch ist ausgelegt und vorher gestaltet worden mit Werkteilen, die als Umrisse später erscheinen und in Kombination Muster, Abbildungen und collagenhafte Bildeindrücke schaffen. Erika Schäfer zeigt der sechsjährigen Amanda, wie die Farbe aus der Sprühflache aufgebracht wird. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Jan Luke wollte in die Welt der Grafik einführen und dabei ungewöhnliche Techniken vorstellen, die er selbst in seinem grafischen Werk als Künstler entwickelt und in zahlreichen Grafikserien verwirklicht hat. „Ich nenne es gezielte Improvisation“ erläutert er diese Technik, bei der Tusche in den drei Grundfarben zum Einsatz auf Papier oder anderen Trägermaterialien kommt. Anstelle von Pinsel oder Stift wird die farbige Tusche mit einer Sprühflasche im Handbetrieb verteilt und gezielt – mal mehr, mal weniger viel und dicht – aufgebracht. Magenta, Cyan und Gelb sind die drei Grundfarben, die sich zu weiteren Farben mischen und damit die Gestaltung farbiger Bilder oder Grafiken möglich machen.

Zufriedene Gesichter nach einigen Stunden gemeinsamer Gestaltung mit Jan Luke. Im Hintergrund an den Wänden Skizzenblätter vom Freitag, vorne eine kreisrund abgedeckte Gestaltungsfläche bedeckt mit Blättern und Früchten, über die Tusche in mehreren Gängen aufgebracht wurde. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Nach der Mittagspause mit Pizza am Samstag wurde es spannend beim zweiten Workshop in Willingshausen. Aufgabe war es zwei große Bilder aus Tuschefarben ezu gestalten, die sich deutlich unterscheiden sollten. Natur und Technik waren als Thema und Gegensatzpaar angesagt. Eine Fläche war mit Zweigen, Blättern, Kastanien und Kaffeebohnen teilbedeckt und wurde mit Tusche, in den Farben Magenta (Rot), Cyan (Blau) und Yellow (Gelb) besprüht.

Nach dem Farbauftrag, kam ein Fön zum Einsatz um die Farben schneller trocken zu bekommen. Als abschließende Aufgabe war das Abräumen der aufgelegten Blätter und anderen Naturmaterialien zu machen. Dann bedeckte nur noch eine Folie mit der großen kreisrund ausgeschnittenen Gestaltungszone die Tischlerplatte als „Leinwand“. Gemeinsam wurde diese vorsichtig angehoben und zur Seite gelegt.

Viktoria Rau, links vorne, dahinter verdeckt Erika Schäfer,  Benjamin und Amanda in der Mitte, Jan Luke und Luis Schäfer, rechts, bei Entfernung der großen Schablone. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Jetzt gab es endlich das Ergebnis vieler kleiner Versuche und Arbeitsgänge – zunächst ohne Farbe, dann Farbauftrag aus der Sprühflasche, dann vorsichtiges Abräumen – zum Vorschein. Das Ergebnis in gestalt von zwei großen runden Grafik-Collagen auf der weißen Trägerplatte beeindruckte und hat proivoziert darüber zu sprechen. „Natur und Technik“ in zwei runden Bildern waren klar erkennbar. Eine ausführliche Bildbesprechung mit Interpretationen und Hinweisen von Jan Luke geleitete zum Abschluß des intensiven Workshops.

Alle fünf Workshop-Teilnehmer/innen konnten sich zwei oder drei der Skizzenblätter zum Mitnehmen aussuchen. Das neue zweiteilige Großbild erhält später noch ein Finish als Schutzanstrich. Der Platz zum Aufhängen an einer Wand, Garagen- oder Scheunentor oder indoors dafür ist offen. Dies will die Inititiative Jugend-Kunstschule soll bis Frühjahr 2024 festlegen, bevor dann die weiteren Workshop-Wochenenden mit Künstlern in Willingshausen angeboten werden.

Hintergrund „Das Dorf als Leinwand“

Die Initiative Jugend-Kunstschule Willingshausen geht mit der Malschule Willingshausen neue Wege und will Impulse geben für eine Öffnung und Weiterentwicklung der Kursangebote, die seit 1992 von Ulrike Schulte geleitet werden. Inbesondere Schüler und junge Menschen aus der Region und darüber hinaus werden in Kreativ-Kursen – über Zeichnen und Malen hinausgehend – angesprochen und zur eigenen Betätigung angeleitet und begeistert. Neue Künstler bieten dafür entsprechend vielfältige Kurse an. Die Veranstaltungsreihe „Das Dorf als Leinwand“ in 2023 und 2024 wird vom Fonds Soziokultur mit Bundesmitteln gefördert. Nach Elke Anders im August hat Jan Luke aus Marburg den zweiten Workshop 2023 im Oktober mit faszinierten Teilnehmern verwirklicht.