
04.06.2023 | In 1914 in Kassel geboren, konnte Günter Heinemann nach einer Lehre als Dekorationsmaler ein Studium an der Kunstgewerbeschule Schule und anschließend ab 1933 ein Studium an der Kunstakademie absolvieren. Damit schien ihm die Laufbahn als Maler und Künstler beinahe in die Wiege gelegt.
Doch das Nationalsozialistische Regime, zweijähriger Mitlitärdienst von 1936 bis 1938 und Kriegsdienst ab 1939 mit Teilnahme am sogenannten „Afrikafeldzug“ 1943 und fünf Jahre in französischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft bis 1948 verhinderten und belasteten für mehr als ein Jahrzehnt seine Tätigkeiten und Entfaltung malerisch-künstlerischer Avancen und Potentiale.

Der Wiederaufbau des kriegszerstörten Deutschland bescherte Heinemann in rund 15 Jahren zahlreiche Aufträge zur Innen- und Außengestaltung von neu errichteten Bauwerken. Die meist öffentlichen Bauherren wendeten zwei bis drei Prozent der Bausumme für „Kunst am Bau“ auf. In Alsfeld, Bad Arolsen, Gießen, Kassel, Marburg, Wiesbaden, Willingshausen, Ziegenhain und weiteren Orten gestaltete er Mosaike, Deckengemälde und großformatige Wandmotive.

„Die Vergangeheit weit hinter sich lassen möchte Günter Heinemann, spätestens seitdem es ihn – durch Heirat mit Marianne Thielmann – nach Willingshausen verschlagen hat. Seither, d. h. seit fast einem halben Jahrhundert, hat er die zahlreichen kritischen oder zumindest fragenden Blicke der Kunstfreunde ausgehalten, die sich ob seiner so konsequenten Absage an die historischen Willingshäuser verwundern. An der Person Günter Heinemanns wird offentsichtlich, dass die Tradition auch als Last empfunden werden kann.“ Mit diesen Worten hat die Kunsthistorikerin Dr. Angelika Baeumerth Günter Heinemann beschrieben.
Dieser Beitrag will einen Einstieg bieten in das Leben und Werk von Günter Heinemann. Dazu werden einige Fotografien von Sgrafitti/Wandbildern des Künstlers gezeigt. Zum Sgrafitto in der Dorfmitte siehe einen Artikel in das Marburger. Eine ausführliche Biografie ist in Arbeit und wird demnächst veröffentlicht.
In Willingshausen ist bis zum 15. Juli eine Ausstellung im Kulturhaus AnTreff, die viele Wandbilder von Günter Heinemann im Rahmen von „Kunst am Bau“– fotografisch dokumentiert von Erich Würz-Huß – zu sehen.