
30-07-2023 | Im Zuge der Arbeiten an dem Buch „Maler wieder nach Willingshausen holen – 50 Jahre Malschule Willingshausen“ haben Recherchen mit beharrlichem Fragen, Nachfragen und Forschen erfreuliche Ergebnisse zu Tage gebracht. So liegen inzwischen zwei Gästebücher von der vormaligen Pension Wiesengrund vor, in denen viele interessante Zeichnungen, Berichte von Malerschülern und auch Fotos aus der Zeit von 1979 bis 1989 enthalten sind.
Fotografien von Erich Würz Huß als Zeitdokumente aus der Malschule Willingshausen
Zum bleibenden Wirken und Werken aus den vielen Jahren und Jahrzehnten mit mehreren Tausend Kursteilnehmern seit 1972 gehören neben Zeichnungen, Aquarellen und Öblildern der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer auch Fotografien. Ein langjähriger Kursteilnehmer war Erich Würz-Huß. Seit einigen Jahren kann er leider wegen körperlicher Einschränkungen nicht mehr zur Kursteilnahme nach Willingshausen kommen und lebt in einem Pflegeheim im Taunus. Erich Würz-Huß hat an Kursen für Malen und Zeichnen mit Ulrike Schulte teilgenommen. Darüber hinaus hatte der einen Blick für das Ganze und hat sich als Fotograf betätigt.

Er ist damit zugleich Lichtzeichner (Photographie – altgriechisch phōs, im Genitiv photós = ‚Licht‘ und graphein = ‚schreiben‘, ‚malen‘, ‚zeichnen‘, also Lichtzeichnung) geworden und hat sehr viele Fotografien während der Malkurse und darüber hinaus gemacht. So hat er sich für das künstlerische Werk von Günter Heinemann interessiert. Dazu ist er in viele Städte gefahren, in denen Heinemann Wandbilder als öffentliche Auftragsarbeiten im Rahmen von „Kunst am Bau“ geschaffen hat. Er war u.a. in Bad Arolsen, Eschwege, Kassel, Gießen und hat dort zahlreiche imposante Werke fotografiert und dokumentiert. —>Siehe dazu gesonderten Bericht.

Zunächst einmal hat Erich Würz-Huß viele Kursteilnehmer/innen mit ihren Bildern portraitiert und damit überliefert. Auch das Kursgeschehem in den Atelierräumen des Gerhardt-von-Reutern-Hauses, die für die Malschule eingerichtet worden sind und seit 1989 genutzt wurden, hat er festgehalten. Nicht genug damit, wusste er seine Augen nach rechts und links zu richten und hat manche Beobachtung und Geschehen aus inzwischen vergangenen Tagen festgehalten.
Älteren Willingshäusern ist in Erinnerung, dass viele Kursteilnehmer mit Günter Heinemann in der ersten Phase der Malschule von 1972 bis 1992 in die Feldmark ausgeschwärmt sind um sich Motive zu suchen. Danach konnte man sie auf Klapphockern mit Skizzenpapier auf den Knien, mitunter auch mit Leinwänden auf Staffeleien, beim Zeichnen und beschäftigt mit Malstudien unter freiem Himmel beobachten. Die Pleinair-Malerei – nunmehr mit Freizeitmalern – war zurückgekehrt nach Willingshausen. Auch Ulrike Schulte ist nach Übernahme der Kursangebote der Malschule ab 1992 viele Jahre lang in Freie gegangen und hat in den Sommermonaten solche Kurse verwirklicht.

Bilddokumente vom Wirken und Leben mit den Malkursen in Willingshausen
Auch in Straßen, Gassen und Winkeln des Ortes haben oft Malerinnen und Maler – mitunter einzeln, mitunter in Gruppen – gesessen und haben Motive zu Papier und auf Leinwand festgehalten und künstlerisch gestaltet. Dass Willingshausen mitunter zu eng oder nicht mehr ergiebig war, führte zu Ausfahrten in andere Orte. Eine solche „Malexpedition“ hat der Lichtzeichner unter den Kursteilehmern dokumentiert. Zielort war das nahegelegene Fachwerkdorf Holzburg. Dort wurde die Hofanlage des „Dorfmuseum Holzburg“ angesteuert und ist Motiv für die Teilnehmer/innen eines solches Ausflugs geworden.

Auch der 1998 von Marlies und Konrad Kalbfleisch eröffneten „Gürre Stubb“ als Pension hat Erich Würz-Huß ein fotografisches Denkmal gesetzt. Maler brauchen Quartiere und verbrauchen Wäsche, die dann gewaschen werden muss. Der Blick hinter die Kulissen zeigt eine Seite des Alltags im neuen „Malerdorf Willingshausen“, das mit den zahlreichen Kursteilnehmern alle Jahre wieder seinen Niederschlag und nicht zuletzt Einnahmen ins Dorf gebracht hat.
Die vielseiten Wahrnehmungen und Betätigung als Lichtzeichner eines Kursteilnehmers ermöglichen beeindruckende und reizvvolle Rückblicke. Kurse zeitigen Folgen und manifestieren sich in starken Lichtbildern aus Willingshausen, aufgenommen und überliefert von Erich Würz-Huß. Etwa 100 Dias und rund 50 großformatige Papierabzüge hat der Fotograf großzügig als Sammlung zur Verfügung gestellt und bereichert damit zunächst die Qellenlage und Möglichkeiten für das Malschul-Buch, das in einigen Monaten erscheinen wird.