
15-07-2023 | Zu Zeiten der Malerkolonie Willingshausen bis 1914 waren für die zahlreichen Maler sommtertags Landschaft, Häuser und Menschen Motiv und Gegenstand für ihre entstehenden Skizzen und späteren Gemälde. Eine Workshop-Reihe der neuen Initiative „Jugend-Kunstschule Willingshausen“ geht jetzt andere Wege. Jüngere und erwachsene Bewohner aus dem Ort oder Nachbargemeinden nehmen Stift oder Pinsel selbst in die Hand und gestalten Tore und Wände zeichnend, grafisch oder malend. Sie werden zu Akteuren und Gestaltern ihrer gebauten Lebensumgebung statt wie in vergangenen Zeiten Objekte der Darstellung zu sein.
Eine Gemeinsamkeit gibt es zur Malerei in längst vergangenen Tagen in Willingshausen. Die Workshops werden von ausgebildeten und erfahrenen Künstlern angeleitet, haben damit einen seriösen professionellen Hintergrund. Insofern besteht eine Entsprechung zu den Kursen im Rahmen der Malschule Willingshausen. Dort erfahren die meist auswärtigen Teilnehmer/innen als Freizeitmaler in gleicher Weise eine professionelle Anleitung und Beratung. Seit 1992 wird dies bekanntlich von Ulrike Schulte geleistet.

Ein wesentlicher Unterschied zu den Kursangeboten der Malschule liegt allerdings in den Formaten. Anders als Skizzenblätter, Aquarellpapier oder Leinwand auf Keilrahmen in kleinen oder mittleren Größen der Malschule geht es beim „Das Dorf als Leinwand“ um Großformatiges, wie ein Hoftor oder Teile einer Haus- oder Scheunenwand. Dabei stehen als Arbeitszeitraum auch nur drei Tage von Freitag bis Sonntag zur Verfügung. Die Kursangebote der Malschule hingegen gehen immer ein oder zwei Wochen jeweils von Montag bis Freitag.

Der erste Workshop wird von der Künstlerin Elke Anders gerade vorbereitet, um Freitag, 25. August, mit fünf, sechs oder sieben mal- und gestaltungsfreudigen Beteiligten loslegen zu können. So ist die erfahrene Künstlerin aus Morschen derzeit mit der Motivauswahl beschäftigt. Es steht bereits fest, dass als Grundmotiv eine moderne Variante von „Schwälmer Tanz“ entstehen soll. Carl Bantzer, Otto Ubbelohde, Wilhelm Thielmann u.a. haben dazu bekannte und berühmte Gemälde oder Darstellungen geschaffen.
So kann man in Willingshausen mit einigen Erwartungen auf das letzte August-Wochenende blicken. Welche Wand wird es werden? Oder ist ein Hoftor ausgewählt worden? Oder sogar ein großes Scheunentor? Vor allem, mit was für einem Motiv genau und in welcher Technik wird ein weiterer „Schwälmer Tanz“ entstehen. Und schließlich – passt die Gesaltung durch Laienmaler dann auch ins Dorfbild?
„Das Dorf als Leinwand“ wurde als eine mehrteilige Workshop-Reihe für 2023 und 2024 entwickelt von der Initiative Jugend-Kunstschule und ist ein Baustein für Willingshausen Kunst@Kultur anders. Die Verwirklichung wird Dank maßgeblicher Förderung durch den Fonds Soziokultur in Bonn möglich. Als Entwicklungsprojekt werden die einzelnen Workshops von der Initiative Jugend-Kunstschule Willingshausen mit Künstlern umgesetzt. Dabei wird mit den Liegenschaftseigentümern zusammengearbeitet, dazu mit Handwerkern, der Gemeindeverwaltung, dem Kulturhaus AnTreff und weiteren Beteiligten.