Als Willingshausen ein schlichtes Dorf gewesen ist

12-08-2023 | Eine Ansichtskarte aus der Zeit vor oder um 1970 mit zahlreichen fotografierten Ansichten des Ortes ist heute geradezu ein Dokument der Dorfentwicklung. Neun Fotografien, darunter das Ortschild mit Verweis auf den damaligen Kreis Ziegenhain, finden sich zusammengestellt.

Es überwiegen bereits neuzeitliche Ansichten, in denen die trationellen Fachwerkhäuser oder gar Fachwerkhöfe in der Minderzahl sind. Unter dem Ortsschild in der Mitte wird eine Straße mit neuen Siedlungshäusern gezeigt, wie sie in den 1950er und 1960er Jahren gebaut wurden. Wohnungsbau war ein Thema in dieser Zeit. Ursprüngliche Fachwerkbauten sind oftmals mit Schindeln verkleidet oder haben ein Untergeschoß in massiver Bauweise.

Als besondere Bauwerke werden die Kirche in der Mitte oben und das Herrenhaus Schwertzell unten rechts abgebildet. Die Straßen sind unbelebt, ohne Menschen und ohne Kraftfahrzeuge. Sie wirken auffällig leer und ausgeräumt. Ausnahme ist eine Perspektive von der Merzhäuser Straße mit einer Frau in Schwälmer Tracht und einem kleinen Kind an der rechten Hand.

Das Foto oben links von der Situation am heutigen Volkmann-Platz in der Ortsmitte zeigt eine Telefonzelle und rechts daneben eine Milchbank mit Milchkannen darauf. Oben aus der Wasenberger Straße findet sich die damalige Pension Todt abgebildet. Dort überquert ein Mann mit städtischer Kleidung die Straße. Die Pension von Ilse Todt und Georg Todt war nach Umbau der Scheune in dem linken hinteren Gebäude 1966 in Betrieb gegangen.

Im Unterschied zu vielen anderen Ansichtskarten von Willingshausen aus älterem oder jüngeren Zeiten fehlt eine textliche Attributierung als „Malerkolonie“, „ehemalige Malerkolonie“ oder „Malerdorf“. In den 1950er und 1960er Jahren war Willingshausen wieder zu einfachen Dorf in der Schwalm wie viele andere geworden. Diese Ansichtskarte dokumentiert dies anschaulich und eindrücklich.